BVIK Jugendwohncamp in Erfurt

Sören Heller ohne Telefon? Undenkbar. Nahezu unmöglich. Allein an diesem Vormittag habe sein Handy wohl schon 50-mal geklingelt. Da ist eine Mail nicht angekommen, haben die Mitarbeiter ein Anliegen, brauchen Ämter Unterlagen. Sören Heller bewahrt Ruhe. Er ist Teamleiter bei der BVIK Jugendwohngruppe im Erfurter Stadtteil Löbervorstadt.
In dem ehemaligen Internat der benachbarten Schule für Gehörlose leben mehr als 20 junge Männer. Die meisten von Ihnen sind Ausländer aus Afghanistan, Syrien, Guinea oder anderen Ländern, viele davon minderjährig. „Die 14 bis 18jährigen leben in einer separaten Wohngruppe. Wer volljährig wird, zieht eine Etage tiefer und bekommt dort in der Regel dann auch ein Einzelzimmer“, erklärt Sören Heller.
Eröffnet wurde die Erfurter Einrichtung im September 2023, geleitet wird sie seitdem von Susann Heller. Die staatlich anerkannte Erzieherin trägt zudem die Verantwortung für die umA Einrichtungen, die BVIK Bayern gGmbH und die Warenwert Kaufhäuser in Bayern, die die BVIK 2024 übernommen hat.
22 Mitarbeiter kümmern sich im Schichtsystem rund um die Uhr um die jungen Männer in Erfurt. Die Minderjährigen bekommen Vollverpflegung, müssen zur Schule gehen. Einige würden in ihrer Freizeit Fußball spielen oder auch zum Boxtraining gehen. Es gibt ein gestaffeltes Schichtsystem für das Erzieherteam. So beginnt die Frühschicht 6 Uhr, die Hausmutti beginnt 8 Uhr ihren Dienst. Tagsüber gibt es dann überlappende Schichten bis zur Nachtschicht, in der auch stets zwei Mitarbeiter vor Ort sind.


„Die volljährigen jungen Männer sollen lernen selbstständig zu werden. Sie bekommen Taschengeld und müssen damit auskommen, Essen einkaufen oder was man noch zum Leben braucht. Natürlich unterstützen wir sie dabei“ so Sören Heller.
Probleme will Sören Heller nicht verheimlichen, doch die meisten seien dankbar für die Chance, die sie mit der Unterbringung in dieser Einrichtung hätten.
„Wir vermitteln ihnen, dass sie willkommen sind, gleichzeitig zeigen wir ihnen natürlich auch die Grenzen auf.“ Ziel sei es, den Jugendlichen nach der Schulausbildung einen Ausbildungsplatz zu vermitteln. Damit hätten sie dann auch eine Bleibeperspektive in Deutschland.
Einmal im Monat kommen die Mitarbeiter des Jugendamtes zum Austausch. Das Jugendamt ist in den meisten Fällen auch der Vormund für die umA’s. Zudem erfolgt die Zuweisung der Jugendlichen Ausländern über die Jugendämter.
Sören Heller kümmert sich in dem 22-köpfigen Erfurter Team vor allem um die Kommunikation mit den Ämtern, daher auch die vielen Telefonate. Daneben qualifiziert er sich gerade weiter, absolviert eine Ausbildung zum Erzieher.
Leonie Seyfarth hat diese bereits abgeschlossen. Sie ist staatlich anerkannte Erzieherin und gehört seit Frühjahr 2025 zum BVIK Team. Die 22jährige ist aus Nordrhein-Westfalen zurück gekehrt in ihre Heimat Erfurt. „Ich habe nach meiner Ausbildung in einem anderen Heim gearbeitet, da hat es mir jedoch nicht gefallen.“ Dann sei sie auf die Stelle bei der BVIK gestoßen und habe sich erfolgreich beworben. „Hier fühle ich mich wirklich sehr wohl, wir sind ein eingespieltes Team. Es ist immer ein Ansprechpartner da, das ist ein schönes Miteinander.“ Als jüngstes Teammitglied musste sie auch lernen mit anfänglichen Schwierigkeiten im Umgang mit den ausländischen jungen Männern fertig zu werden. „Sie testen einen natürlich, aber ich kann mich da ganz gut durchsetzen“ sagt die junge Frau lachend.
Zusätzlich zur Jugendwohngruppe in Erfurt Löbervorstadt gibt es seit einigen Wochen noch zwei Außenwohngruppen in der Stadt, in denen über 18jährige Ausländer von der BVIK betreut werden.